Sonntag, 18. März 2012

Bücher und Bilder ohne Rahmen

Ein Buch ohne Cover ist wie ein Bild ohne Rahmen - ich erlaube mir, diese Bemerkung aus iclusters Kommentar als Aufhänger für meinen heutigen Post zu nehmen, weil es eine so schöne Analogie ist. Ein Bild kann wunderbar und perfekt sein - im falschen Rahmen präsentiert, wird es an Wirkung verlieren; umgekehrt gilt: Ein Rahmen kann edel und handwerklich hervorragend gearbeitet sein, aber er muss zum darin gefassten Bild passen, sonst verlieren beide. Wenn beide jedoch "stimmig" sind, verstärken sie sich in ihrer Wirkung und werden zu einer Einheit.

Beim Buch erschließt sich diese Symbiose natürlich zuerst in der Verbindung von Cover und Titeltext, aber dann, und das macht für mich einen Großteil Faszination beim Lesen aus, mündet sie in das wunderbare Aha-Erlebnis, diese Text-Bild-Verbindung auch im Inhalt wiederzufinden. Da ich solcherlei schätze, versuche ich, das auch als Schriftstellerin für meine Leser umzusetzen, soweit ich denn Einfluss auf die Titel-Bild-Gestaltung habe. Und die hatte ich bei meinem Roman "Der Garten der alten Dame". Zwar hatte ich anfangs einen anderen Titel im Visier (warum ich den nicht nehmen konnte, habe ich ja schon erwähnt), und daher für die Testleser-Edition den Arbeitstitel "Der Garten der alten Frau Meyer" gewählt; ich war mir aber im Klaren, dass das noch nicht DAS war, was ich mit dem Titel aussagen wollte. Das Titelbild des Testbuches war ebenfalls ein anderes; auch das noch nicht optimal. Also ging ich in mich und auf die Suche ...

Es dauerte ziemlich lange, bis ich glaubte, das Richtige gefunden zu haben, und wie oft im Leben spielte der Zufall eine wichtige Rolle. Im Mai vergangenen Jahres waren mein Mann und ich einige Tage in Berlin.
Am 15. Mai, einem kühlen, aber sehr sonnigen Tag, besuchten wir die Zitadelle Spandau, eine der ältesten und bedeutendsten Renaissance-Festungen in Deutschland. Bis 1876, so erfuhren wir, diente die Zitadelle auch als Gefängnis - und  als "Tresor", denn Bismarck ließ dort einen Teil des Kriegsschatzes aus dem deutsch-französischen Krieg lagern.
Die Zitadelle ist beeindruckend, und ich schoss jede Menge Fotos (wie auch von unseren anderen Berlin-Erkundungen, by the way: eine tolle Stadt!!). Wieder zu Hause, wollte ich aus den unzähligen Fotografien die passenden für ein Fotobuch auswählen. Eines dieser Fotos war auf der Suche nach dem WC in einem noch unrestaurierten Gebäude entstanden: Ein Blick aus einem alten, zerbrochenen Fenster in den Hof. Recht unspektakulär, aber herrlich morbide. DAS WAR`s! Teil 1.

Dieser geheimnisvolle Garten, den meine Protagonistin verbotener Weise erkundet, sollte sich im Cover widerspiegeln - aber wie? Da ich für die Illustrationen im Buch (bis auf eine) ausschließlich Motive aus meinem Garten gewählt hatte, wollte ich das gern auch fürs Titelbild. Da gab es eine Aussicht aus meinem Büro über die Terrasse und den Teich zum Götterbaum. Aufgenommen im Herbst, als die Weinranken in der Sonne leuchteten. Diese Aufnahme habe ich bearbeitet und in das Fenster eingefügt, so dass sich ein Teil des Gartens in den zersprungenen Scheiben spiegelte. Tja, und so fand ich: Teil 2.

So hat auch das Cover vom Garten der alten Dame eine eigene Geschichte :)

Sonntägliche Grüße schickt
Nikola

PS: EIN Bild gibt es im Buch, das ich zwar auch fotografiert habe, das aber nicht aus meinem, sondern aus dem Garten eines berühmten Malers stammt. Ich hatte die Ehre, diesen Garten, den er auf vielen seiner Bilder als Motiv gewählt hat, auf ebenjener Berlin-Reise zu besuchen. Es war für mich ein unvergessliches Erlebnis, und ich habe mich sehr gefreut, dass die Rechteinhaber mir erlaubten, dieses Bild in meinem Roman abzudrucken. Aber das ist wieder eine andere Geschichte ...

2 Kommentare:

  1. "Ein Buch ohne Cover ist wie ein Bild ohne Rahmen - ich erlaube mir, diese Bemerkung aus iclusters Kommentar als Aufhänger für meinen heutigen Post zu nehmen"

    Kein Problem Nikola, er ist nicht durch Urheberrecht und Copyright geschützt. Noch nicht...

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  2. Na, dann habe ich ja noch mal Glück gehabt ... außerdem dürfte es unter das Zitierrecht fallen *lach*
    Lass es Dir gutgehen!

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