Eins vorweg: Ich gehe sehr, sehr gerne ins Literaturcafé; dort gibt es immer etwas zu entdecken, zum Thema Bücher und Büchermacher, übers Schreiben, über Schreiber - es ist DER Treffpunkt im Netz für Leute, die Bücher mögen. Und weil ich nach getaner Arbeit gern ein wenig durchs Netz schlendere, habe ich heute Abend einen Besuch im Literaturcafé gemacht. Und dachte, mich trifft der Schlag. Einen Aprilscherz hatte man sich erlaubt: amazon kürze die Tantiemen für Selfpublisher von 70% auf 40%. Aber das war nicht das Schlimme, das Schlimme stand verschämt versteckt im Text und wurde noch als Errungenschaft avisiert:
Zitat: "Die direkte Reduzierung des Autorenhonorars wie
in unserem Aprilscherz wäre sicherlich zu plump. Dennoch würden ohne Frage
viele Verlage und Autoren dafür zahlen, wenn sie erfahren, wie viele Leser ein
E-Book nach dem Kauf wirklich gelesen haben und ob die Lektüre vollständig
abgeschlossen wurde."
Das war der harmlose Auftakt. Es folgten Aussprüche in dem Sinne, dass man ja dann als Autor seine Geschichten entsprechend dem Lesergeschmack anpassen könnte, damit man mehr verkaufen könnte. Zum Beispiel, wenn Leser ausstiegen, weil ihre Lieblingsfigur stürbe etcetera. Das sind Momente, in denen mir der virtuelle Kaffee im Halse stecken bleibt! Und ich, trotz der späten Stunde, zum Griffel greife:
NEIN, NEIN, NEIN!!! Wir haben schon viel zu viele
"Schablonenschreiber"! Ich jedenfalls würde NULL Cent für diese
Information bezahlen, denn genau mit diesem Dilemma kämpfen doch viele Autoren
gerade: Dass die (großen) Verlage GENAU das verlangen. Schreiben nach Schema F.
Gut, zugegeben: Auch ich will mit meinen
Büchern Leser erreichen, und ich verschenke sie nicht, sondern will sie
verkaufen, also Geld damit verdienen. Aber das heißt doch bitte nicht, dass es
NUR noch darum geht, Geld zu verdienen, und man ALLES schreiben muss, was
irgendwelche Statistiken auswerfen. Nicht der Aprilscherz hat mich entsetzt,
sondern diese Aussage. Quo vadis, Buchkultur?
So. Aufgeregt und abgeregt. Ich wünsche allen einen guten Start in die Woche!
PS: Hier geht`s zum Originaltext:
http://www.literaturcafe.de/nach-goodreads-uebernahme-amazon-kuerzt-autorenhonorare-auf-40/#comments