Erst einmal vielen Dank für die Reaktionen auf meine Geschichte von Emil, dem Elektriker. Es wurde (u. a. auch im Kommentar von Joachim zum letzten Post) gefragt, ob ich etwa wolle, dass nur noch "Gelernte" schreiben dürften? Natürlich nicht!
Wofür ich
plädiere ist, dass derjenige, der sich Autor, Schriftsteller, Journalist oder
generell professioneller Schreiber nennt, das Handwerkliche nicht außer
acht lassen sollte. Dafür muss ich kein staatliches Gütesiegel haben, sondern
einfach mit Ernst bei der Sache sein. Und natürlich ist es ein Unterschied, ob
ich journalistische Texte, Unterhaltungsromane oder Lyrik verfasse. Blogger, die
zu ihrem privaten Vergnügen schreiben, meinte ich mit meiner Geschichte ausdrücklich nicht,
"Emil" zielte überhaupt nicht auf Beiträge in Blogs oder Social Media,
sondern bezog sich (vor allem) auf die zunehmende Anzahl derer, die
Bücher publizieren und sich Schrifststeller nennen. Ich komme nun mal aus dieser
Ecke und habe viele "Berührungspunkte" mit Neuautoren, von denen leider viele
glauben, es genüge, eine Idee zu Papier zu bringen und das dann Roman zu nennen. Und die dann (so meine Erfahrung beim Stromern in Leser/Autorenforen) ernsthaft erwarten, dass Leser
generös über Rechtschreibfehler, Satz- und Formatdurcheinander hinwegsehen, "weil der Inhalt zählt". Hm. Allein das wäre einen eigenen Beitrag wert.
Aber was das Internet-Schreiben angeht:
Aber was das Internet-Schreiben angeht:
Ich bin
selbst Bloggerin, ich habe nebenberuflich als Journalistin gearbeitet, schreibe
nebenberuflich Romane. Das Netz ist
nur ein neues Medium, mit dem es umzugehen heißt. Wir sind da nicht am Ende,
sondern erst am Anfang.
Das Handwerkliche wäre also die eine
Seite.
WAS aber mit dem Internet zu tun hat, und das wollte ich AUCH mit "Emil" thematisieren, ist die Frage, wie
"Werke" zu wertschätzen sind. (Und hier geht es dann auch um anderes als nur
Bücher). Wenn ich einen Blogeintrag schreibe, gehe ich davon aus, dass dieser
geteilt, zitiert, kommentiert wird. So funktionieren die sozialen
Netzwerke. Das praktiziere ich ja selbst. Auch Zeitungsartikel und Kommentare werden so via
Facebook etc. verbreitet. Gewährleistet muss sein, dass IMMER die Quelle klar
ersichtlich bleibt, auch im Sinne einer Wahrheit der Information. Aber auch im
Sinne derer, die diese Information verfasst haben.
Und was das Recht auf Entscheidung über die Fremdverwertung meine Texte angeht, drehe ich den Spieß einfach um: Das
Internet ist ein Medium wie andere auch, mit neuen Möglichkeiten zwar, aber
nirgends steht, dass alles, was über dieses Medium verbreitet wird, "Freiwild"
ist. Selbst bei Blogtexten sollte man doch die Beiträge von anderen mit so viel
Wertschätzung behandeln, dass man das Zitiergebot beachtet, Quellen angibt und,
wenn nötig, um Erlaubnis fragt, um längere Paasagen oder ganze Texte (oder auch
Bilder) zu übernehmen.
Noch viel mehr gilt das, wenn ich
Texte/Bilder/Bücher gewerblich ins Netz stelle (z. B. über Verkaufsplattformen für
eBooks oder Bilder in Bildstocks): damit ist ja wohl konkludent erklärt, dass ich gerade NICHT will, dass
diese Inhalte jeder einfach weiterverbreiten soll/kann/darf.
Und als
Letztes: Eine wirkliche Meinungsfreiheit existiert doch nur dann, wenn ich auch
wahre, klare, nachvollziehbare Informationen für meine Meinungsbildung erhalten
kann. Das wird aber verhindert, wenn jeder frank und blank ohne Quellennachweis zusammenkopiert und
"umkomponiert", wie es ihm gerade in den Sinn kommt. Was mich im Übrigen auch
davon abhält, mich allzusehr auf reine Netzinfos zu verlassen, wenn ich
recherchiere. Oft ist die Quellenlage unklar, Links sind nicht mehr vorhanden, oder
es ist nicht wirklich nachvollziehbar, woher die Informationen ursprünglich stammen und wer sie aus
welcher Intention verfasst und online gestellt hat. Zwar ist auch bei Printmedien eine "Ausrichtung"
feststellbar und man muss auch hier genau schauen, was warum von wem
veröffentlicht wird, aber wenn ich "Focus", "FAZ" oder die "BILD" lese, habe ich
die Möglichkeit einer Standortbestimmung. Die fehlt im Netz in weiten Teilen.
Mit "Emil" wollte ich diese Punkte einfach mal erzählend aufgreifen. Ketzerisch könnte man nun natürlich sagen: Liebe Autorin, wenn Du zu einer Geschichte SO viele Erklärungen geben musst und sie nicht für sich selbst sprechen kann, solltest Du doch noch mal am Handwerk feilen.
Ich gehe in mich. Versprochen.
Schöne Tage!
Nikola
PS: Für die, die nur diesen Beitrag lesen und nicht wissen, wer Emil ist:
Die Geschichte von Emil, dem Elektriker