Sonntag, 15. April 2012

Wann erscheint der Roman, oder: Das interessiert die Leser nicht!


Liebe Leser!
Am Ende dieser zugegebnermaßen etwas opulenten Ausführung wird ein vorläufiger Abschied stehen ... aber voran steht erst einmal diese eine Frage, die zu beantworten ich versprach, nachdem ich quasi als Begleitmusik zum vierten Roman meine Schreibstube geöffnet hatte:

Wann gibt es endlich den neuen Roman? Mit Betonung auf DEN.

Den dritten, nicht den zweiten, nicht den vierten, denn der zweite erzählte von der alten Mühle im Odenwald, und der vierte, verflixt noch mal, von einem verzauberten Garten, und wieder nicht von Morden im alten Frankfurt!

Es ist viele Jahre her, um genau zu sein, fünfzehn (Gott, da erschrickt man ja selbst!), als ich vom Schreiben "kleiner Geschichten" auf das Schreiben "großer Geschichten" umstieg: Ich verfasste zwar nicht meinen ersten Roman, aber den ersten, für den ich einen Verlagsvertrag erhielt. Über die Themenfindung, das WIE und das WARUM dieser Geschichte haben mich zahlreiche Journalisten eingehend ausgequetscht, und ja, auch Ihr, liebe Leser, habt mir auf den weit über hundert Veranstaltungen, die mich über Jahre kreuz und quer durchs Land führten, zahlreiche Fragen gestellt. Dazu ist also genug gesagt und die "Buch- und Biografieseite" auf meiner Website gibt dem Neugierigen, so er denn immer noch danach sucht, die nötigen Antworten.

Mein Debütroman "Die Detektivin" war und ist ein Erfolg; nicht von Anfang an, ich musste sehr, sehr viel selbst dazutun, aber dann lief es richtig gut. Ich glaube, das darf man sagen, wenn ein Roman als Hard- und Softcover, in mehreren Sonderausgaben und in so vielen (Wieder-)Auflagen und Neuausgaben innerhalb diverser Verlagskonstellationen erschienen ist, dass selbst die Autorin irgendwann mit dem Zählen durcheinanderkam: Marion von Schröder, Heyne, Ullstein-Econ-List, noch mal Heyne, wieder Ullstein (die letzte Neuausgabe vom Januar 2011 mit - wieder mal - einem neuen Titelbild). Die genaue Auflagenhöhe meines Erstlings ist mir zwar nicht bekannt, aber von den mehr als 350 000 Exemplaren der Gesamtauflage macht "Die Detektivin" den "dicksten" Brocken aus, gefolgt von "Die Farbe von Kristall". Warum also, so die nächste Frage, schreibt diese seltsame Autorin nicht einfach weiter? Liefert alle zwei Jahre (oder noch besser: jedes Jahr!) eine Fortsetzung und macht ihre Leser glücklich?

Ganz einfach: Fortsetzungsgeschichten schreiben wollte ich nie. Und "Die Farbe von Kristall" entstand nur, weil mich die Stadtgeschichte von Frankfurt und die historische Kriminalistik, die eng mit dem Entstehen des Kriminalromans verbunden ist, so faszinierten, dass ich unbedingt wissen wollte, wie es weiterging. Weil mich diese bis dahin eher fremde Stadt neugierig machte, weil mir die Menschen, die historisch realen, aber auch die fiktiven, die ich selbst hineingesetzt hatte, über die Jahre ans Herz gewachsen waren. Ich drehte das Rad der Geschichte weiter, bis es für mich als Erzählerin wieder eine Herausforderung war und ließ meine Protagonisten in einer neuen Zeit weiterleben, -lachen, -leiden, ja, auch: sterben (was mir einige böse Briefe einbrachte). Wieder gelang es mir, meine Leser zu finden, und bis heute wird auch "Kristall" neu aufgelegt. Zehn Jahre nach dem Erscheinen der ersten Hardcoverausgabe bekomme ich regelmäßig über diverse Kanäle, die ich im WWW befahre, Leserpost, zumeist verbunden mit der obligatorischen Frage, die ich gerade zu erklären suche. Ja,  das freut mich, und es macht mich ein bisschen stolz angesichts der seit Jahren zu beobachtenden immer kürzeren Halbwertszeit von (neuen) Büchern, der meine Werke beharrlich trotz(t)en.

Schon zwischen dem ersten und dem zweiten historischen Roman hatte ich mir eine Pause und einen belletristischen Szenenwechsel verordnet - "Die Wassermühle" musste einfach sein. Wie schön, dass mir meine Leser auch in dieses Genre zahlreich folgten, immerhin bis heute weit mehr als vierzigtausend. Für ein Buch, das nur "nebenbei" veröffentlicht und für das keinerlei Werbung gemacht wurde, ein durchaus wohltuender Erfolg, der mir das anschließende Abtauchen in die Historie umsomehr erleichterte, da er mir die Gewissheit gab: Du kannst und darfst auch anderes erzählen.

Nachdem "Die Farbe von Kristall" veröffentlicht war, reichte eine "kleine Pause" nicht mehr. Dem mehrjährigen Schreibprozess schlossen sich eine zeitintensive "Öffentlichkeitsarbeit" und zahlreiche Lesungen an, und es  kamen Ereignisse hinzu, die auf die eine oder andere Art jeder im Leben erfährt: Krankheit und Tod, Hausumbau, eine berufliche Neuorientierung, die hohes Engagement und viel Zeit erforderte, und schließlich, kurz bevor das neue Romanprojekt "Hand und Fuß" bekommen sollte, die Erfahrung, dass  Leben und Gesundheit Geschenke sind, mit denen man achtsam umgehen sollte. Es folgte die Erkenntnis, dass das, was viele gut finden, nicht notwendigerweise allen guttun muss. Dass Dinge die für andere im hellsten Licht strahlen, für einen selbst keinen Glanz (mehr) haben. Und dass ich diese Dinge ändern sollte, musste. Egal, ob die anderen das für vernünftig oder angebracht halten würden. 

So sehr ich mit Leib und Seele Schriftstellerin bin, so sehr bin ich mit Leib und Seele Kriminalbeamtin. Die Kriminalbeamtin wird vom Steuerzahler finanziert, und ich weiß nicht nur zu schätzen, wie frei eine unkündbare Stellung macht, sondern ich versuche, dieses Privileg durch meine Arbeitsleistung zu honorieren. So lange ich meinen ersten Beruf habe, so lange wird er deshalb stets an erster Stelle stehen. Und doch kommt gleich danach der zweite; das Schreiben ist für mich schon seit vielen Jahren nicht nur Passion, sondern Profession, was sich nicht nur an der Steuererklärung bemisst, sondern auch an dem Anspruch, den ich an mein Handwerk stelle. Eine angemssene Bezahlung gehört auch hier dazu, aber ich habe die Freiheit, nein zu sagen, weil ich nicht davon leben muss.  

Die Zeit für meinen Zweitberuf war immer eng bemessen, ich habe meine Bücher neben unzähligen Überstunden, nach Vernehmungen und Durchsuchungen, nach Tagen intensiven Aktenstudiums, nach dem Abschluss und sogar in den wenigen Stunden Freizeit während diverser Mordermittlungen geschrieben; ich recherchierte, redigierte und korrigierte im Urlaub, am Wochenende, in jenen Stunden, wenn andere müde werden, wenn der Tag in die Nacht versinkt, wenn jene wundersame Ruhe einkehrt, die die Dinge verwischt und die Gedanken umso klarer werden lässt.
Nach "Kristall" brauchte ich in diesem Beruf eine Pause, die länger wurde als alle Pausen, die ich mir zuvor gegönnt hatte. Wenn man fast zwei Jahre in einer Quasi-Ruine lebt, weil man die eine Hälfte des Hauses einreißt und in der anderen irgendwie den Alltag bestreiten muss, wenn man einen Menschen, der einem sehr nahesteht, auf seinem letzten Weg begleitet, fehlt neben der nötigen Zeit vor allem auch der Sinn fürs Schöngeistige. Die berufliche Umorientierung, der Sprung vom Ermitteln zum Lehren, das Abenteuer, das, was man selbst über so viele Jahre erlebt hat, nun an andere weitergeben zu dürfen, und das Glück und die Freiheit zu haben, es so zu tun, wie man es sachlich für geboten hält, auch das forderte, kostete und kostet Zeit. Zeit, die zum Schreiben fehlt.

Trotz alledem entstanden Ideen für neue Projekte; ich editierte die Wiederauflage meines tatsächlichen Debüts, der Kurzgeschichtenband "Baumgesicht" (2003), nach dem Leser bei Veranstaltungen wiederholt fragten; es folgten ein Buch übers Schreiben (2007), eine Märchensammlung als Erinnerung zum Todestag meiner Mutter (2009), schließlich die lange und intensive Arbeit am vierten Roman "Der Garten der alten Dame", die im März dieses Jahres den Abschluss fand; daneben viel Fachliches im Erstberuf, Seminarstoffe, Skripte, Texte, die mich am Schreiben hielten, aber auf einer anderen Baustelle, auf der ich noch immer und für die kommende Zeit weiterhin primär arbeiten werde: Auch das ist beglückendes Schreiben, weil es meine beiden Berufe zusammenführt. Nein, die Zeit zum Schreiben hat mir - zumindest während der vergangenen drei Jahre - nicht wirklich gefehlt.

Es schließt sich die Frage an: Warum dies alles und nicht das eine, auf das die Leser so sehr warten? Hat die Autorin keine Lust mehr auf Historie? Warum vertröstet sie ihre Leser Jahr um Jahr, vergrätzt sie womöglich, weil sie es irgendwann einfach leid sind: dieses endlose Warten auf neue Abenteuer aus dem alten Frankfurt? Sind der Autorin ihre Leser womöglich egal?
Nein, Ihr Lieben, das seid Ihr nicht! Und wenn ich während der Jahre seit Erscheinen von "Kristall" etwas aufrichtig bedauerte, dann das: Dass ich mit meinem (Nicht-)Schreiben viele meiner Leser enttäusche ... Denn beglückender noch als das Erzählen selbst ist es, wenn das Kunststück gelingt,  Euch, die Leser, nicht nur zu finden, sondern zu fesseln, Euch mitzunehmen in die Welt, die ich erschaffen habe, zu begeistern für das, was mich am und beim Schreiben von jeher fasziniert: die Reise anzutreten in das Land der Fantasie.

Es ist die Frage nach der Standortbestimmung, die mich umtreibt und die lange Suche nach einer Antwort: Was will ich, was kann ich schreiben? Wo will ich hin? Welche Freiheiten möchte ich haben? Wie setze ich die richtigen Prioritäten? Welche Kompromisse sollte ich, welche könnte ich, welche möchte ich auf keinen Fall eingehen? Welche Konsequenzen wird das haben und wie gehe ich damit um?
Schon während der Arbeit an "Kristall", noch viel mehr aber danach, sozusagen als Folge des Erfolgs, stellten sich diese Fragen, und meine Antwort, für die ich eine Zeitlang brauchte, sie mir auch nach außen einzugestehen, fiel eindeutig aus: Egal, wie es weitergeht, SO jedenfalls nicht. Nein, es gibt keine "Schuldigen" in diesem Falle, sondern ganz profan bloß andere Prioritäten.

Neben allem anderen brauche ich beim Schreiben das Gefühl, autark zu sein, frei im wahrsten Sinne des Wortes. Ich mag nicht daran erinnert werden, dass meine Geschichte in ein "Genre" einsortiert werden muss, dass andere über das Kleid entscheiden werden, das sie zu tragen hat. Auch über die Tür zum Haus mag ich nicht diskutieren, nicht über die Zahl der Fenster und wohin das Sofa gestellt wird. Stopp: Doch! Ich mag sogar gern darüber diskutieren, wenn der Diskurs sachlich begründet ist, wenn er der Geschichte guttut - darin liegt für mich der Unterschied zwischen Buch und Tagebuch, dem privaten und dem (ver-)öffentlich(t)en Schreiben. Eine professionelle Geschichte muss für Leser erzählt werden, aber eben nicht um jeden und schon gar nicht für jeden Preis.

Zugegeben: So zu denken ist ökonomisch überaus dumm, und es passt nicht in eine Zeit, der ja genau das abhanden gekommen ist: Zeit. Geduld, innere Ruhe,  Hingabe. Man wird belächelt dafür - es lohne sich nicht, es rechne sich nicht, es stehe nicht im Verhältnis, zu was auch immer. Das stimmt sogar, wenn man es vernünftig betrachtet und objektiv analysiert. Und es gibt ja durchaus genügend Beispiele, die belegen, dass das alles wunderbar zusammengebracht werden kann: Autoren, die Schreibfreude, Lesevergnügen und Ökonomie unter einen Hut zu zaubern vermögen, und Leser, die ihnen zahlreich und zufrieden folgen. Für mich entfaltet sich der Zauber, indem ich mir die nötige Zeit nicht länger stehle, wie ich es viele Jahre getan habe, sondern indem ich sie mir lasse. Zeit zum SO-Schreiben, zum DAS-JETZT-Schreiben, zum DAS JETZT NICHT.

Für Leser sind Schriftsteller wie ich eine Zumutung. Für die diversen Beteiligten in der Buchverwertungskette allerdings auch: für Verlage, die planen wollen; für Lektoren, die Content-Vorstellungen haben; für Vertreter und Marketingleute, die  Schubladen und smarte Coverkreationen lieben, für Buchhändler, die Bücher auf geordnete Stapel legen wollen, damit sie die Leser auch schnell finden. Damit muss und kann ich leben - man schließt Verträge oder man lässt es und akzeptiert das Ergebnis, auch wenn man dafür hinter vorgehaltener Hand, sagen wir mal freundlich: als weltfremd bis meschugge gilt. Schließlich haben sie ja alle recht. Aus ihrer Sicht.

Auch Ihr, liebe Leser, habt recht:  Diese Warterei, die endlose, und diese Autorin, die das ihren Lesern zumutet; unmöglich ist das, Schreib-Harakiri sozusagen, bei dem sich die Seele nicht zu wundern braucht, warum das Interesse für die verblichene Hülle bei aller Liebe irgendwann aufgezehrt ist.
Nein! Euch als Leser braucht nicht zu kümmern, ob Autoren am Fließband schreiben oder Wortpedanten sind. Leser sind weder schuld daran noch verantwortlich dafür, wie sich Schriftsteller fühlen, was sie denken, was sie umtreibt, antreibt. Leser interessiert einzig und allein die Geschichte, die sie erzählen. Und wenn diese Geschichte gefällt, wenn der Leser sie gern liest, und der Autor sie gern geschrieben hat, wenn beide zufrieden sind, der eine mit der Arbeit, der andere mit dem Genuss, dann ist die Bücherwelt in Ordnung. Dann stören keine Marketingleute, keine Verlagsvorgaben, auch keine Nörgler, die meinen, auf Bestsellerlisten stehe ohnehin nur Schrott. Nicht mal die Kollegen, deren vordergründig wohlmeinende Kritik oder überschwengliches Lob doch nur den Neid auf den Erfolg versteckt, den sie selbst nicht haben, vermögen wirklich zu irritieren. Weil die Freude am Schreiben ihren Widerhall in der Freude der Leser findet. Weil der Preis für beide stimmt.

Wenn der Schreiber aber zweifelt, wenn er innerlich spürt, dass er einen anderen Weg gehen muss, dann mag das Band zum Leser noch eine Weile halten, aber irgendwann wird die Kraft, die Lust, verloren gehen, Geschichten mit Leidenschaft zu erzählen. Womöglich schreibt der Autor weiter, weil er nicht das Glück hat, einen Zweitberuf zu haben. Weil es sein Vertrag verlangt. Weil die Auflage so gut ist. Weil das Thema gerade gefragt ist. Weil der Verlag das Manuskript gern so hätte, und die Buchhändler das Buch auf den richtigen Stapel legen wollen. Weil die Leser womöglich diesen Roman unbedingt lesen wollen. Aus allen diesen Gründen können Autoren schreiben, und sie werden glücklich bleiben, solange die vielen Weils nicht dem einzigen untergeordnet werden, das letztlich zählt: Weil es sie drängt, eine gute Geschichte zu erzählen.   

Damit ist es die rechte Zeit, zu gehen* ... aus der virtuellen Stube zurück in die reale. Zeit, das Öffentliche wieder mal für eine Weile zu verlassen und im Privaten weiterzumachen. Mit der einen Sache, die zu Ende gebracht werden muss. Und mit der anderen: Jene Geschichte, die schon so lange darauf wartet, endlich erzählt zu werden.
Wann?
Wann immer die rechte Zeit dafür ist.
Ich melde mich.

Herzlichst
Nikola


PS: Eine wahre Fundgrube für interessante, gute, lesenswerte Bücher findet Ihr übrigens unter dem folgenden Link. Die Website betreibt der Autor Dieter Wunderlich, der selbst mehrere tolle Bücher geschrieben hat und gerade an einem neuen arbeitet:


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*aus: N. Hahn, Der Garten der alten Dame


Donnerstag, 12. April 2012

Alte Geschichten, neue Geschichten ... und eine Reise zu Tutanchamun

Schon seit einiger Zeit stand das alte Ägypten auf meiner "To-do-Liste", und gestern war es endlich so weit: Wir haben die Ausstellung "Tutanchamun - Sein Grab und die Schätze" besucht, die noch bis zum Juni in Frankfurt gastiert. Natürlich hatten wir eine Erwartung, und die Website ließ ja auch schon einen Eindruck dessen zu, was wir zu sehen bekommen würden.

Als erstes sahen wir dann eine Schlange am Kassenschalter ... hm. Jeder Besucher bekam ein Audiogerät zur Erklärung der Exponate. Mag ich eigentlich nicht besonders, weil ich lieber (selber) lese. Tja, und dann ging es in einen Raum mit ersten Exponaten - und nicht weiter. Es gab eine Schleuse zu einem Filmvorführraum, in den immer nur achtzig Leute hineingelassen wurden. Aber das Warten war nicht schlimm, denn schon im Vorraum konnte man erste Eindrücke über das alte Ägypten sammeln, und ich lernte den Vorteil des Geräts kennen: entspannt zuhören und betrachten, egal, wie viele Leute im Weg stehen :)

Und dann war es soweit ... Wir begaben uns auf die Reise. Ich nehme das Fazit vorweg: Eindrucksvoll wäre zu wenig gesagt. Es war einmalig! Wir bekamen keine Ausstellung zu sehen, wie man sie üblicherweise erwartet, sondern es wurde eine Geschichte erzählt, und in dieser Geschichte spielte der Entdecker des Grabes, Howard Carter, mehr als eine bloße Statistenrolle: In einem Film wurde er lebendig und mit ihm die Geschichte nacherlebbar, die mit diesem Grab eng verbunden ist. Wir wanderten durch die Welten, und durch die individuellen Stimmen aus dem Audiogerät konnte man die Stimmen dieser Welten auch individuell hören. Obwohl so viele Menschen um uns herum waren, blieb Platz fürs In-Sich-Gehen, Sinnieren, Nachfühlen, Nacherleben. Von der alten Welt der Ägypter über das Leben von Howard Carter führte die Zeitreise weiter zum Höhepunkt der Ausstellung: der Entdeckung des Grabes. Nun sprach Carter selbst zu uns, wir gingen mit ihm zusammen diesen Weg, so, wie er ihn vor neunzig Jahren gegangen war.  Wir erlebten die Spannung und Faszination, das erste Loch in der Mauer, der Kerzenschein, der auf goldene Betten und ein Sammelsurium unterschiedlichster Gegenstände fällt. Dann die Öffnung des eigentlichen Grabes, gezeigt auf einer Gaze-Leinwand - die Ahnung des Schatzes dahinter in blassem Licht schon sichtbar: Hoffnung, Erwartung, die sich erfüllt und übertroffen wird. Und dann der Gang ins Allerheiligste: die Kammer mit dem Kanopen-Schrein, in dem, bewacht vom hundegestaltigen Gott Anubis und vier Göttinnen, die Eingeweide des Pharaos beigesetzt sind.
Danach begann die "eigentliche" Ausstellung - die Besucher konnten nun die Einzelheiten der Grabkammer bestaunen, deren Zentrum die ineinander verschachtelten Grabschreine und die drei Särge für die Mumie Tutanchamuns bildeten.

Ein Grund, warum wir uns doch länger überlegt hatten, ob wir die Ausstellung besuchen, war die Frage, inwieweit es Repliken vermögen, einen authentischen Eindruck zu hinterlassen, diese Aura zu vermitteln, die Originalen eigen ist, die zugleich neben ihrer Äußerlichkeit einen Odem der Zeit zu verströmen scheinen, in der sie entstanden sind. Die Sorge war unbegründet, denn diese Ausstellung will mehr: Sie will nicht nur Fakten und Einzelheiten zeigen, sondern vor allem eine Geschichte erzählen, das Gespür der Unmittelbarkeit des Zusammenhangs herstellen. Die Ausstellung zeigt nicht die Realität, aber ein so liebevolles, detailliertes, spannend erzähltes Abbild davon, dass es ein sinnliches Vergnügen war, sich auf diese Geschichte einzulassen.

Dass das kein Zufall war, sondern das Resultat langer und akribischer Planung, hoher Handwerkskunst (alle Repliken wurden in ausgesuchten Handwerkerstätten in Ägypten hergestellt), gepaart mit einer Leidenschaft der vielen Beteiligten für das Projekt, dessen Gelingen keinesfalls garantiert war, ließ meinen Respekt für diese Leistung noch im Nachinein steigen. Carter, der zehn Jahre damit verbrachte, das Inventar dieser Schatzkammern akribisch zu dokumentieren und zu konservieren, hätte bestimmt seine Freude daran gehabt.

Handwerk, Beharrlichkeit, Leidenschaft, Geduld, Zeit: Es sind die gleichen Zutaten, die einst diese Geschichte ans Licht  brachten und die es jetzt ermöglichten, sie neu zu erzählen. 

Bis bald in der Stube
Nikola

Mittwoch, 11. April 2012

Wofür ich plädiere

Erst einmal vielen Dank für die Reaktionen auf meine Geschichte von Emil, dem Elektriker. Es wurde (u. a. auch im Kommentar von Joachim zum letzten Post) gefragt, ob ich etwa wolle, dass nur noch "Gelernte" schreiben dürften? Natürlich nicht!
Wofür ich plädiere ist, dass derjenige, der sich Autor, Schriftsteller, Journalist oder generell professioneller Schreiber nennt, das Handwerkliche nicht außer acht lassen sollte. Dafür muss ich kein staatliches Gütesiegel haben, sondern einfach mit Ernst bei der Sache sein. Und natürlich ist es ein Unterschied, ob ich journalistische Texte, Unterhaltungsromane oder Lyrik verfasse. Blogger, die zu ihrem privaten Vergnügen schreiben, meinte ich mit meiner Geschichte ausdrücklich nicht, "Emil" zielte überhaupt nicht auf Beiträge in Blogs oder Social Media, sondern bezog sich (vor allem) auf die zunehmende Anzahl derer, die Bücher publizieren und sich Schrifststeller nennen. Ich komme nun mal aus dieser Ecke und habe viele "Berührungspunkte" mit Neuautoren, von denen leider viele glauben, es genüge, eine Idee zu Papier zu bringen und das dann Roman zu nennen. Und die dann (so meine Erfahrung beim Stromern in Leser/Autorenforen) ernsthaft erwarten, dass Leser generös über Rechtschreibfehler, Satz- und Formatdurcheinander hinwegsehen, "weil der Inhalt zählt". Hm. Allein das wäre einen eigenen Beitrag wert.
Aber was das Internet-Schreiben angeht:
Ich bin selbst Bloggerin, ich habe nebenberuflich als Journalistin gearbeitet, schreibe nebenberuflich Romane. Das Netz ist nur ein neues Medium, mit dem es umzugehen heißt. Wir sind da nicht am Ende, sondern erst am Anfang.

Das Handwerkliche wäre also die eine Seite.

WAS aber mit dem Internet zu tun hat, und das wollte ich AUCH mit "Emil" thematisieren, ist die Frage, wie "Werke" zu wertschätzen sind. (Und hier geht es dann auch um anderes als nur Bücher). Wenn ich einen Blogeintrag schreibe, gehe ich davon aus, dass dieser geteilt, zitiert, kommentiert wird. So funktionieren die sozialen Netzwerke. Das praktiziere ich ja selbst. Auch Zeitungsartikel und Kommentare werden so via Facebook etc. verbreitet. Gewährleistet muss sein, dass IMMER die Quelle klar ersichtlich bleibt, auch im Sinne einer Wahrheit der Information. Aber auch im Sinne derer, die diese Information verfasst haben.

Und was das Recht auf Entscheidung  über die Fremdverwertung meine Texte angeht, drehe ich den Spieß einfach um: Das Internet ist ein Medium wie andere auch, mit neuen Möglichkeiten zwar, aber nirgends steht, dass alles, was über dieses Medium verbreitet wird, "Freiwild" ist. Selbst bei Blogtexten sollte man doch die Beiträge von anderen mit so viel Wertschätzung behandeln, dass man das Zitiergebot beachtet, Quellen angibt und, wenn nötig, um Erlaubnis fragt, um längere Paasagen oder ganze Texte (oder auch Bilder) zu übernehmen.

Noch viel mehr gilt das, wenn ich Texte/Bilder/Bücher gewerblich ins Netz stelle (z. B. über Verkaufsplattformen für eBooks oder Bilder in Bildstocks): damit ist ja wohl konkludent erklärt, dass ich gerade NICHT will, dass diese Inhalte jeder einfach weiterverbreiten soll/kann/darf.

Und als Letztes: Eine wirkliche Meinungsfreiheit existiert doch nur dann, wenn ich auch wahre, klare, nachvollziehbare Informationen für meine Meinungsbildung erhalten kann. Das wird aber verhindert, wenn jeder frank und blank ohne Quellennachweis zusammenkopiert und "umkomponiert", wie es ihm gerade in den Sinn kommt. Was mich im Übrigen auch davon abhält, mich allzusehr auf reine Netzinfos zu verlassen, wenn ich recherchiere. Oft ist die Quellenlage unklar, Links sind nicht mehr vorhanden, oder es ist nicht wirklich nachvollziehbar, woher die Informationen ursprünglich stammen und wer sie aus welcher Intention verfasst und online gestellt hat. Zwar ist auch bei Printmedien eine "Ausrichtung" feststellbar und man muss auch hier genau schauen, was warum von wem veröffentlicht wird, aber wenn ich "Focus", "FAZ" oder die "BILD" lese, habe ich die Möglichkeit einer Standortbestimmung. Die fehlt im Netz in weiten Teilen.

Mit "Emil" wollte ich diese Punkte einfach mal erzählend aufgreifen. Ketzerisch könnte man nun natürlich sagen: Liebe Autorin, wenn Du zu einer Geschichte SO viele Erklärungen geben musst und sie nicht für sich selbst sprechen kann, solltest Du doch noch mal am Handwerk feilen.

Ich gehe in mich. Versprochen.
Schöne Tage!
Nikola

PS: Für die, die nur diesen Beitrag lesen und nicht wissen, wer Emil ist:

Die Geschichte von Emil, dem Elektriker

Montag, 9. April 2012

Der Bahnhof und ich

Es gibt Dinge, für die ich meine Schreibstube ganz gern mal verlasse ;) Das Projekt Respekt.tv war ein solcher Termin. Hat wirklich Spaß gemacht ;)






Der Bildband »Respekt! 100 Frauen - 100 Geschichten«

Begleitend zur Initiative hat das »Respekt!« Team zahlreiche Interviews geführt. Herausgekommen ist der Bildband »Respekt! 100 Frauen - 100 Geschichten« in dem Sportler, Musiker, Schauspieler und viele andere prominente und engagierte Menschen auf sehr persönliche und berührende Weise von ihren Erlebnissen und Erfahrungen im Umgang mit Respekt berichten. Sie ergreifen Partei, setzen sich ein, zeigen Zivilcourage und machen deutlich was Respekt alles bedeuten kann.

Die Heidelberger Band Irie Révoltés hat eigens für die Initiative den Song »Viel zu tun!« herausgebracht, der sich auf Youtube großer Beliebtheit erfreut. Alle Interviews und der Musiksong sind als hochwertige Videoclips auf 2 DVDs dem Bildband beigelegt.

Mehr Informationen (und mich als Botschafterin) findet ihr auf  Respekt.tv

Das Buch kann auf der Respekt-Seite komplett durchgeblättert werden - es gibt es aber natürlich auch bei amazon ... Vielleicht noch der Hinweis: NEIN, an diesem Buch verdienen die Mitwirkenden NICHTS. Das ist ein Nonprofit-Projekt! Und das ist auch gut so :)






Sonntag, 8. April 2012

Die Freiheit zu entscheiden

Ich weiß nicht, ob es Leser interessiert, aber "uns" Schreiber interessiert das schon: Die seit Monaten schwelende Urheberrechtsdebatte, die ja, bei näherer Betrachtung, alles "beieinand schmeißt": die Rechteverwerter, die Nutzer, die Netzgemeinde, die Contentindustrie, die Künstler, die Nichtkünstler, und andere Gruppierungen mehr, aber meistens eben mit dem Zusatz "DIE". Alles rein in den großen Topf und dreimal umgerührt, dann aufs Feuer und ordentlich Öl drübergegossen, damit nach dem großen Brand bloß keine Reste bleiben, über die man vernünftig diskutieren könnte.

Fakt ist, dass durch die Möglichkeiten des WWW Dinge sich verändert haben, sich verändern und weiter verändern werden, auch Nutzungsverhalten, auch die "Verwertung von Content", was jetzt auch wieder nur eine Zusammenfassung vieler Dinge und Inhalte bezeichnet. Schreiber interessiert das, Schreiber regt das nicht nur auf, es macht sie betroffen, traurig, verzweifelt, ratlos, wütend, hier und da auch unsachlich. Weil es schwer fällt zu verstehen, was da eigentlich "abgeht": Es ist nicht der Auftakt zu einer überfälligen, konstruktiven, vielleicht auch kontroversen Diskussion, wie man sie in einem demokratischen Gemeinwesen erwarten würde, sondern der Ausbruch eines Krieges zu beobachten, und von einigen wird so wild geschossen, dass man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass sie insgeheim nur darauf gewartet haben, ihre Truppen endlich aufeinanderzuhetzen. Man brauchte womöglich nur die nötigen Fronten, man brauchte klar zu definierende, also "gute" Feinde.
Nun mag es Menschen geben, die die Dinge nicht überschauen, die nicht betroffen sind, aber trotzdem eine Meinung haben oder eine glauben haben und auch veröffentlichen zu müssen. Das Netz macht es möglich. Es gibt Entgleisungen und viel Halbwissen, viel Emotion, viel Unsinn, manchmal mittendrin durchaus diskutable Ansätze, die aber gern und pronto mit neuem Öl begossen werden. Bloß  keine Ansätze zum Weihnachtsfrieden. Das war schon anno 1914 kontraproduktiv: zu entdecken, dass das Volk hüben wie drüben gleichermaßen denkt und fühlt.
 
Fröhliches Hauen und Stechen also. Man erinnert sich an die Zeiten des Ostblocks, Kriege wurden inzwischen kalt geführt und Begriffe hüben wie drüben konträr gedacht und definiert. Über die Inhalte von Demokratie und Freiheit ergebnisorientiert zu reden, mit einem staatstreuen Politiker der DDR, die ja die Demokratie sogar im Namen trug? Unvorstellbar.  Nach 1989 hatte man die Illusion, solcherlei sei überwunden.  Aber wo sind wir, bitte, hingeraten? In eine Gesellschaft, in der nicht mehr nur Begriffsdefinitionen, sondern gleich der Begriff als solcher in Frage gestellt wird? Da fällt mit dem Diskutieren die Sprache gleich mit weg: Wie soll man eine Brücke bauen, wenn der Boden fehlt? Und doch werden die Fahnen fröhlich weitergeschwenkt, auf denen das Mantra der Moderne steht: "Geistiges Eigentum existiert nicht!" Welche Missachtung liegt in diesem Satz, welche Anmaßung.   
 
 
Schlimm ist es schon, wenn irgend jemand Öl ins Feuer gießt, aber wenn es dann noch Menschen tun, von denen man genau das nicht erwartet, weil man sie vielleicht für streitbar, aber sicher nicht für infam hält, Menschen, von denen man glaubte, dass sie die Wirkung von Brandbeschleunigern kennen; Menschen, denen man nicht einmal Fahrlässigkeit unterstellen kann oder Unwissenheit. Menschen, denen man die Fähigkeit zu differenzieren nicht nur zutraut, von denen man sie nachgerade verlangen muss, von denen man Unbequemes, Bissiges erwarten mag, aber bestimmt nicht das Gebrüll der Meute, die rausschreit, was sie schon so lange schreien will, weil es guttut, nach dem Schuldigen zu suchen, und weil es so einfach ist, ihn in einer Gruppe zu verorten, die mit "DIE" beginnt. Die anderen. Die Bösen. Die, die schuld sind. Das enttäuscht nicht nur, das erschüttert.

Wo gehen wir hin, wo wollen wir hin? Für uns Schriftsteller entscheiden das vor allem auch die Leser. Eines aber eint uns, die wir Geschichten schreiben: Wir möchten gern selbst entscheiden, wann und wie wir sie in die Welt hinaus lassen, und zu welchen Bedingungen. Und wir möchten, dass die Arbeit, sie zu schreiben, wertgeschätzt wird. Das ist, glaube ich, nicht zu viel verlangt.

Man mag offene Briefe (1) und Antworten auf offene Briefe (2) gut und differenziert finden, man kann sie falsch finden, unausgegoren oder anregend und diskutabel, ebenso wie Artikel (3), Kommentare, Glossen. Das alles bewegt, regt auf, regt an. Aber dann stößt man in all dem Wortgeklingel auf den einen Beitrag, der einen schlichtweg fassungslos macht. Geschrieben von einem Professor für Linguistik, veröffentlicht in einem Blog, das sich wissenschaftlich nennt (4). Eine ganze Flasche Öl, genüsslich ausgeschüttet über all der vorhandenen Glut. Da reicht der rote Button nicht mehr. Da braucht es eine Replik. Am besten eine Geschichte. Weil ich keine Opernsängerin bin, sondern Schriftstellerin.


Bis bald im Stübchen.
Nikola

Die erwähnten Blogs/Beiträge:

(1)
Offener Brief von 51 Tatort-Autoren
29. März 2012- 14:11
http://www.drehbuchautoren.de/nachrichten/2012/03/offener-brief-von-51-tatort-autoren-0


(2)
Antwort auf den offenen Brief der Tatort-Drehbuchschreiber
2012-03-29 17:30:00, zas (51 Hacker des Chaos Computer Clubs)
http://ccc.de/updates/2012/drehbuchautoren


(3)
Urheberrecht. 29.3.2012, Spiegel Online/
"Tatort"-Autoren beschimpfen "Netzgemeinde"
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,824649,00.html

(4)
Anatol Stefanowitsch – Offener Brief an die Contentindustrie
06. April 2012, 02:50
http://www.scilogs.de/wblogs/blog/sprachlog/sprachwandel/2012-04-06/offener-brief-an-die-contentindustrie



Mittwoch, 4. April 2012

Sonne. Sammeln.

Wie macht man das eigentlich - Stoff sammeln für ein Buch? Das ist eine der Fragen, die ich von Lesern des Öfteren gestellt bekomme. Die Antwort kann ich natürlich nur für "meine Schreibstube" geben - sicher haben andere Autoren andere "Methoden". Bei mir steht am Anfang die Idee zu einem Thema (und es ist völlig gleichgültig, ob das nun ein Roman, eine Kurzgeschichte oder sogar, wie derzeit, ein Fachbuch werden wird), und danach folgt sehr bald eine Liste mit Literatur, die ich dazu lesen will. Teils recherchiere ich auch im Netz; soweit es sich um einzelne Begriffe handelt, hilft Wikipedia oft schon weiter. Allerdings verlasse ich mich sehr selten nur auf diese Quelle, sondern schaue meistens noch nach weiteren. Zum Anfang eines "Schreibprojekts" ist mein "Literaturfahrplan" allerdings ebesowenig vollständig wie es meine Geschichte (oder das Sachthema) sind: Vielmehr entstehen beim (Weiter-)Schreiben meistens weitere Fragen, die weitere Literaturrecherchen erfordern. Sehr gerne nehme ich nach wie vor Print-Ausgaben zur Hand, weil man in Bücher so schön gelbe Post-its kleben und Anmerkungen schreiben kann. Ich weiß: Man kann das längst auch elektronisch, aber da bin ich gern von gestern, weil mir die Bücherstapel einfach "griffiger" sind. Deshalb sieht es bei mir in solchen Phasen auf dem Schreibtisch etwas chaotisch aus, und es gibt durchaus Unterphasen in dieser Zeit, in denen mich das Gefühl beschleicht, diese Sekundärliteratur im Leben nie durcharbeiten zu können. Aber bislang hat es immer prima funktioniert.

Je nach Schreibprojekt sind die Stapel natürlich unterschiedlich hoch: Beim "Garten der alten Dame" waren es nicht so viele, weil ich bei dieser Geschichte sehr viel aus der Fantasie und meinem (schon vorhandenen ) Gartenwissen schöpfen konnte. Nichtsdestotrotz habe ich auch für dieses Buch einige "Bücherreisen" gemacht, die allerdings zu den sehr angenehmen Recherchearbeiten gehörten, denn es handelte sich um Ausflüge in Künstlergärten, zum Beispiel in Monets Seerosengarten nach Giverny, oder zu Vita Sackville-West nach Sissinghurst Castle - oder, sogar in natura, zu Max Liebermann nach Berlin. Das macht Freude!

Für das Fachbuch gibt es hingegen viel "Sekundäres" zu lesen, das man nicht unbedingt als "spannend" einstufen würde, Kommentierungen zu Gesetzestexten zum Beispiel - aber es gibt eben auch sehr interessante Lektüre, die ich (im vergangenen Jahr) sogar mit an die Sonne zum Badesee genommen habe: Friedemann Schulz von Thuns Reihe "Miteinander reden" liest sich nicht nur leicht, sondern gibt Einsichten, die auch jenseits eines Fachbuches über Vernehmung lehrreich sind. Tja, und so kann ich meine "Stoffsammlung" auch hin und wieder in der Sonne genießen.

Heute allerdings habe ich nichts gesammelt, obwohl ich voller Genuss im Garten gesessen habe: Vorm Schreibstübchen in der Sonne das Plätschern des Bachs gehört und einfach nur die Seele baumeln lassen. Nach Wochen voller Arbeit war das einfach ... schöööööön.

Bis bald in der Stube!
Nikola